Purtzl-Geschichten

Ich heiße Pepe und erzähle euch heute eine Geschichte von Purtzl, dem geheimen Freund vieler Kinder, Pflanzen und Tiere. Purtzl wohnt gemeinsam mit den Kindermenschen auf einer fliegenden Insel. Das ist eine Welt, die hinter Schleiern und Nebeln verborgen ist. Diese Insel zieht mit den ganz großen Wolken am Himmel oben. Deshalb ist sie von der Erde aus unsichtbar. Purtzl liebt es, zu den Sternen zu reisen und auf dem Mond spazieren zu gehen. Aber am schönsten findet er es, die Menschenkinder, die Tiere und Pflanzen auf der Erde zu besuchen. Und so trug es sich eines Tages zu, dass Purtzl eine zauberhafte Geschichte erlebte, die ihm ganz besonders viel Freude und Spaß bereitete!


 

Das Mädchen und die weiße Amsel

Purtzl flog am Waldesrand von Grünflussbruckstadt.
Er reiste mit seinen Verwandten, mit den Luftmännchen. Die Luftmännchen schauen ähnlich aus wie Seifenblasen. Aber sie können nicht zerplatzen und machen sogar unsichtbar.
Dort, am Waldrand der Stadt, gibt es einen ganz tollen Spielplatz mit dem freundlichen Namen Grünboden. Auf den ersten Blick ist er ein Spielplatz wie jeder andere. Aber er trägt einen besonderen Zauber in sich, den manche Kinder spüren können.

Auch Purtzl zog dieser Spielplatz magisch an und er besuchte ihn. Da flog an ihm eine außergewöhnliche Amsel vorbei. Es war nämlich keine Amsel mit einem braunen oder schwarzen Federkleid, oh nein, sie war weiß mit nur einem schwarzen Punkt am Rücken.
Purtzl war überglücklich: „Diese Amsel möchte ich unbedingt kennenlernen!“, lachte er und folgte ihr mit den Luftmännchen eilig nach.
Schon bald setzte sich die weiße Amsel in einem Haselbusch nahe dem Spielplatz nieder. Sie sang ein Lied das traurig klang. Purtzl wollte schon zu ihr fliegen und sie trösten. Er mag es gar nicht, wenn jemand traurig ist.
Doch da entdeckte er ein Mädchen, das ganz allein auf einer Wippschaukel saß. Das Mädchen sang ein fröhliches Lied. Sie wippte dabei auf und ab und auf und ab. – Oben trällerte es ein hohes „La“, unten ein tiefes „La“. Dabei lachte es und schaute in den Himmel.
Plötzlich unterbrach das Mädchen ihren Gesang, denn sie wollte dem Lied der Amsel lauschen. Aber die Amsel sang auch nicht mehr weiter. Da rief das Mädchen zum Busch hinüber: „Hallo Amselvogel, warum singst du ein Lied, das so traurig klingt?“
Die Amsel flatterte aus dem Haselbusch heraus und klagte: „Weil ich weiß bin, und nicht so schön schwarz wie meine Schwesteramseln und überhaupt fast alle Amseln.“
„Also mir gefällt dein weißes Federkleid, ich finde es sogar sehr schön“, sagte das Mädchen freundlich.
Auf wundersame Weise konnten sich die beiden verstehen und miteinander sprechen.  
Etwas verlegen drehte die Amsel ihren Kopf hin und her und erklärte weiter „In unserer Sprache gibt es keinen Namen für eine weiße Amsel wie mich. Daher lachen mich die anderen Amseln aus. Und deshalb kann ich erst dann wieder zu meiner Familie in den Stadtgarten zurückkehren“, sagte sie weinerlich, „wenn ich auch meinen Namen gefunden habe! ... – Hast  du  denn  einen Namen, Menschenmädchen?“, fragte sie neugierig. Sie wusste ja nicht, dass alle Menschenkinder schon bei ihrer Geburt einen Namen bekommen.
Das Mädchen entgegnete freundlich: „Ja, aber ich habe eine Idee: Ich helfe dir, einen schönen Namen zu finden. Dann verate ich dir meinen Namen. Und dann sind wir richtige Freunde.“ Das freute die Amsel sehr.
„Komm“, rief das Mädchen, „lass uns schaukeln, auf und ab. So wird uns vielleicht ein Name zufliegen.“ Dabei lachte sie voll Spaß und wippten nun gemeinsam, auf und ab und auf und ab.
Purtzl schaute den beiden zu und freute sich sehr darüber, dass sich ein Menschenkind und ein Amselvogel so gut verstanden. Langsam schwebte er zu ihnen hin und hüllte sie mit seinem Luftmännchen ein. Im selben Augenblick zeigte er sich vor den beiden als ein kleines Wölkchen mit großen Augen und lachendem Mund.
Die Amsel erschrak vor Purtzl, weil sie ihn ja noch nicht kannte. Sogleich flüchtete sie auf die Schulter des Mädchens, das keine Angst zu haben schien.
„Hallo“, sagte Purtzl und zwinkerte ihnen lustig zu. „Ihr braucht euch vor mir nicht zu fürchten. Ich bin euer Freund.“
Nun saß Purtzl auf der einen Seite und das Mädchen mit der Amsel auf der anderen Seite der Schaukel und wippten weiter hinauf und hinunter.
Nach einigen Auf‘s und Ab‘s fragte das Mädchen: „Komm sag uns deinen Namen lachendes Wölkchen?“ Machte aber dabei ein ernstes Gesicht....